Spieler: Richard Rules: Human Fighter (Eldrich Knight)
Ode an den Wegstein
Nur wenige Menschen können sich wohl an ihre Geburt erinnern – ich bin da nicht anders. Aber ich denke, dass jeder von uns zumindest ein Bild vor Augen hat, wenn er daran denkt. Selbstverständlich kann wohl niemand von uns mit Fug und Recht behaupten, sich wirklich daran zu erinnern, aber man sieht dennoch etwas; ich sehe einen smaragdgrünen Wald, sich wild wogende Wipfel und goldene Strahlen die wie Speere durch die Laublücken brechen und allem etwas Erhabenes geben. Etwas Überirdisches. Etwas Märchenhaftes.
Ich habe diesen Wald nie gesehen. Niemand hat mir je erzählt, dass ich ein einem Wald geboren wäre. Ich weiß nicht, warum ich dieses Bild sehe. Aber ich sehe es.
Ich bin in einem ländlichen aber eher besseren Gegend von Hillen aufgewachsen. Wir hatten einen Garten, ein großes Haus und eine kleine Weide hinterm Haus. Bevor meine Mutter, Aristea, uns verlassen hat, hat sie einen Garten mit großen Tulpenbeeten angelegt. Es gab viele Räume, allein zwei Galerien, eine Stube mit genug Platz für zehn Leute, ein Esszimmer mit einem langen Tisch und ein nahes Gesindel-Haus. Kurz gesagt, das Haus war zu groß. Sowohl meine Mutter als auch mein Vater waren aus angesehen Familien, entsprechend waren sie nicht arm und hatten ein großes Haus gekauft, da sie geplant hatten eine große Familie zu gründen.
Ich weiß nicht warum es nicht funktioniert hat. Warum meine Mutter uns nach meiner Geburt verlassen hat. Ich glaube manchmal, dass es damit zusammenhing was ich war… was ich konnte. Es waren kleine Dinge. Funken, die nicht brannten. Geräusche wo keine waren. In meinem Kinderzimmer gingen bei Nacht manchmal seltsame Dinge vor sich.
Ich weiß nicht woher, aber ich hatte wohl magisches Blut geerbt. Sicherlich; wäre ich in einer anderen Stadt als Sohn eines anderen Mannes geboren worden – vielleicht wäre das etwas Gutes gewesen. So war es aber gekommen, dass ich in Hillen, als Sohn von Liebhard van de Hillen geboren worden war und entsprechen war meine Begabung nichts Gutes. Im Norden hat man Angst vor jenen mit magischem Blut, daher ging ich lang davon aus, dass auch mein Vater sich davor ängstigte. Doch mit den Jahren wuchs das Gefühl in mir, dass er etwas sehr viel Persönlicheres als Angst empfand. Er hasste meine Kräfte. Innig. Als gäbe es etwas an ihnen, dass ihn persönlich verärgerte. Daher glaube ich, dass er der Meinung war, dass meine Mutter uns deshalb verlassen hat.
So kam es, dass wir beide nicht besonders viel Zeit miteinander verbrachten. Mein Vater begann als ich zwölf war seine Probleme in Alkohol zu ertränken, woraufhin mich mein Onkel, Malte Hénin, einige Monate später von Zuhause holte um mich in gesunder Gesellschaft aufzuziehen.
Bevor ich weitererzählen möchte, muss ich dazu sagen, dass ich meinen Vater dennoch innig liebe und dass er mir ein guter Vater war, soweit die Umstände es erlaubten. Er war gebeutelt vom Verlust meiner Mutter und über die Jahre an der Einsamkeit zerbrochen.
Mein Onkel nun nahm mich bei sich zuhause auf. Seiner Familie, also der meiner Mutter, gehörte ein kleines Gestüt im Westen von Hillen. Er selbst hatte keine Kinder. Ich erhielt dort eine rudimentäre, aber angemessene Ausbildung und wurde von ihm in die Kunst des Schwertkampfes eingelernt.
Erst auf dem Gestüt meiner Familie erfuhr ich, dass meine Mutter nicht einfach fortgelaufen, sondern tatsächlich verschwunden war.
Ich fasste mir das Ziel, sie eines Tages wieder zu finden, doch zuvor musste ich selbstverständlich zu einem wehrhaften Kavalier heranwachsen, wie mein Onkel es nannte. Es stellte sich heraus, dass er ein Duellant war, ein Edelkämpe. Jemand der für Geld und Ruhm anstatt eines Edelmanns in einem Duell kämpft. Er führte mich in die Kunst des Degens ein, vermittelte mir ein anständiges Vermögen von Ehre und lehrte mich den Umgang mit feinen Herrschaften.
Als ich vierzehn wurde und bis ich siebzehn war, zogen wir als Duellanten zwischen den Städten des Reiches umher. Mein Onkel nahm Duellanfragen an und kämpfte auf Turnieren, ich durfte ab und an kleinere Duelle bestreiten und er ließ mich ihm als Knappe dienen.
In dem Jahr, als ich zwanzig wurde, gab es auf einem Turnier ein Unglück. Die Schnitte, die ein professioneller Duellant seinem Gegner angedeihen lässt, sind stets oberflächlich und möglichst glatt – dies gewährt eine saubere Verheilung und eine glatte Narbe, wenn überhaupt eine. Solche Schnitte werden üblicherweise benutzt, da beide Duellanten noch weitere Kämpfe bestreiten wollen, und so ihrem Gegenüber ehrenhafterweise die selbe Behandlung gewähren, die sie für sich selbst anstreben. Doch bei einem Turnier rutschte der Gegner meines Onkels unglücklich aus und versetzte ihm einen bösen Stich. Dieser Stich sollte sich nicht als tödlich herausstellen, aber er war bösartig genug gewesen um den Schwertarm meines Onkels zu ruinieren.
Er überlebte den Stich nach mehreren kritischen Tagen im Lazarett des Turniers, kehrte nach Hillen zurück und heiratete. Meine Tante ist eine gute Frau. Aber ich wünschte mir dennoch, ich hätte mehr Zeit mit ihm gehabt. Mehr Zeit um die Lektionen zu verinnerlichen die er mir gab.
Vielleicht wäre dann nicht geschehen, was kam.
Ich war allein.
Fantastisch ausgebildet, ja. Aber ohne Anleitung. Zuerst versuchte ich meinen Onkel zu ersetzen, doch ich musste bald erkenne, dass ein Duellant wie er nicht einfach so Arbeit fand. Es war sein guter Ruf gewesen, der den Adel dazu bewegt hatte, bei einem Zwist auf seinen Degen zu vertrauen.
Ich hatte keinen Ruf. Und entsprechend keine Arbeit.
Schnell entdeckte ich, dass es auch so genug Arbeit für eine bezahlte Klinge gab. Ich verdingte mich als Söldner und als Straßenkämpfer. Als Gladiator in illegalen Tierkämpfen und gegen Verbrecher in geheimen Arenen. Es war gutes Geld, doch es reichte mir nicht. Ich wollte Ruhm.
Es dauerte nicht lang, bis ich anfing die Vertreter von Kampfschulen und einzelne Duellanten herauszufordern. Ich wollte – nein ich musste! – mir einen Ruf erarbeiten. Doch ich mochte anständig ausgebildet worden sein, das war aber kein Vergleich zu der Erfahrung, die viele meiner Gegner mit sich brachten. Ich war einfach gesagt, zu schlecht.
Ich musste besser werden. Oder schummeln.
Einige Zeit später begann das Wort die Runde zu machen, dass ein unerwarteter Kämpfer mehr und mehr Duelle gewann. Ich muss hier offen sprechen; es ist schwer sich zu konzentrieren, wenn man meint Geräusche zu hören. Hilfeschreie oder fauchende Katzen, direkt neben dem eigenen Ohr. Ich bin nicht stolz darauf. Ich bin überhaut nicht stolz auf irgendetwas, dass ich getan habe, bis ich dreiundzwanzig war.
Mein Sinken ging allerdings kontinuierlich weiter; ich gewann mehr Kämpfe, doch immer weniger Duellanten nahmen meine Herausforderungen an. Meine Magie war so unfokussiert, dass ich sie kaum kontrollieren konnte und ich befürchtete, dass ich mir früher oder später selbst ein Bein damit stellen würde. Das wenige Geld, dass ich auftreiben konnte, verzechte ich in langen Nächten oder verspielte es bei illegalen Kämpfen in schummrigen Gassen – wenn ich blank war, dann kämpfte ich selbst wieder dort. Ich betrog mehrere Edelkämpen in fairen Duellen mit meinen Zaubertricks und nahm ihnen die Fehdehandschuhe als Zeichen meiner Überlegenheit ab.
Wie gesagt. Ich bin nicht stolz darauf.
Eines Abends saß ich komplett betrunken in einer Gasse, Degen und Mantel eingesaut mit Straßendreck und mein Halstuch verschmiert mit meinem eigenen Erbrochenen. Es grenzt an ein Wunder, dass einige Männer die vorbei kamen mich in meinem Zustand erkannten. Ich meine, dass ich einen Freund von ihnen, bei einem Duell ein paar Finger gekostet habe und sie wollten diesen Gefallen erwidern.
Sie bearbeiteten mich gehörig mit Fausthieben, doch bevor sie mir die Finger abtrennen konnten trat ein Degenkämpfer aus einem nahen Gebäude und verscheuchte sie. Er war ein Edelkämpe, ein gut gekleideter Mann mit einer blitzenden Klinge. Ich bin mir nicht ganz sicher, was er gesagt hat, doch er murmelte etwas in Richtung ‚Jetzt greifen sie schon Obdachlose an‘, warf mir ein paar Kupferstücke zu und trottete die Straße in Richtung der edleren Herbergen entlang.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie erniedrigt ich war.
Nicht nur, dass er mich gerettet hatte, ohne auf mich einzugehen, Nein. Er hatte mich nicht einmal als ein Zunftmitglied erkannt. Wie tief war ich gesunken? Wie heiß konnte Scham nur brennen? Ich hatte das Gefühl, dass der Unrat auf meinem Gesicht stockte, so sehr brannten meine Wangen.
Am nächsten Tag war mein Geldbeutel halb so leer wie zuvor. Ich hatte ein Bad genommen, neue Kleider gekauft, mich mit Wetzstein und Rasiermesser versorgt und gründlich auf Vordermann gebracht. Ich zog aus Illengard fort um wieder Fuß zu fassen. Und das ging nicht dort, wo ich mir einen so scheußlichen Ruf aufgebaut hatte.
Ich zog zurück ins nördliche Thilenroy um wieder als reisender Kämpe umherzuziehen, doch kaum, dass ich zuhause angekommen war, wurde ich für ein Scharmützel angeworben. Zentauren aus dem Norden waren südlich der thilenroyschen Grenze gesichtet worden und die jungen Männer der nördlichen Städte wurden gesammelt um Truppen gegen sie zu stellen. Während der Zeit im Dienst lernte ich einen Söldner namens Markward kennen, einen verarmten Heckenritter aus dem Süden des Reiches. Wir freundeten uns schnell an. Er führte die Klinge seines Vaters – Oblieg – und war ordentlich gerüstet. Es war diese Rüstung, die ihn in den Tod riss.
Die Zentauren überraschten uns, und schafften es uns auf die Ebene zu drängen. Dort jagten sie uns und mein Trupp warf die Waffen ab und sprang über eine Klippe, die ein Fluss über Jahrhunderte gegraben hatte; sie war nicht steil oder hoch, aber steil und hoch genug um einem Pferd die Beine zu brechen, wenn es versuchen sollte hinunter zu galoppieren. Die meisten von uns hielten sich schnell an Pflanzen und ähnlichem fest, Markward war durch seine Rüstung zu schwer und überschlug sich in den Fluss. Wir zogen ihn etwa eine Meile flussabwärts aus dem Strom. Er hatte keinen Kratzer, aber er war ertrunken. Das Gewicht hatte ihn am Bett gehalten und ihn ersäuft.
Oblieg war zerbrochen. Ich nahm den Teil, an dem das Heft in die Klinge über geht an mich und band es an ein Lederband. Als Andenken.
In dieser Nacht träumte ich wirr und wild. Von einem Wald, wie dem an den ich denken muss, wenn ich an meine Geburt denke. Ich habe einen Mann mit einem Geweih gesehen und ich glaube er hat auch mich gesehen. Als ich aufwachte, war Obliegs Heft seltsam warm.
In den nächsten Wochen stellte ich fest, dass der Kristall in Obliegs Heft magischer Natur sein musste. Er bündelte meine Fähigkeiten. Ich war mit einiger Anstrengung dazu in der Lage, genau die Effekte zu erzeugen, die ich wollte, nicht mehr nur zufällige Schreie oder Geräusche.
Heute bin ich auf dem Gestüt meiner Familie. Wer weiß wo ich morgen bin. Vielleicht auf dem Weg nach Süden. Ich suche die Duellanten, denen ich die Fehdehandschuhe abgenommen habe. Ich möchte sie zu einem fairen Kampf herausfordern. Ich möchte den Mann aus meinem Traum finden und von ihm lernen meine neuen Kräfte zu beherrschen – ich will verstehen wer oder was ich bin, akzeptieren wie ich geboren wurde und daran wachsen. Ich will den Wald finden den ich sehe, wenn ich die Augen schließe. Und ich möchte meine Mutter finden und nach Hause bringen.
Aber heute?
Heute noch nicht. Heute trinke ich auf die Toten und die, die überlebt haben. Heute schlafe ich in weichen Betten, weil ich morgen im Graben schlafen muss. Heute esse ich, denn morgen muss ich vielleicht hungern.
Heute lecke ich meine Wunden, morgen mache ich mich auf den Weg.
Den Weg ins Abenteuer.
-Bernhard-
Bernhard
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Geboren in der Wildnis der Fae, nachdem ein Fae seine Mutter in das Reich seiner Sippe gelockt hat. Sein Vater folgte den beiden und konnte Bernhard, aber nicht Aristea, zurückbringen. Er hat Bernhard niemals von dieser Wahrheit erzählt. Bernhards Kräfte stammen auch von seiner angeborenen Verbindung zur Wildnis der Fae, daher hat sein Vater sie so verabscheut.
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Er wuchs bis 12 im Haus seines Vaters in Hillen auf – dann begann sein Vater zu trinken und sein Onkel, Malte Hénin, nahm Bernhard bis zum Alter von 14 auf dem Gestüt der Familie mütterlicherseits auf, wo er eine sekundäre Erziehung genoss.
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Mit 14 bildete ihn sein Onkel zum Duellanten aus und nahm ihn mit auf Reisen.
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Während seines 20. Lebensjahres wurde sein Onkel schwer verletzt und musste seine Karriere beenden. Bernhard verlor sich im egomanischen Rausch sich zu beweisen und landete nach vielen misslungenen Versuchen sich einen Ruf zu erschleichen in der Gosse, wo ihn ein
Edelkämpe daran erinnerte, zu was er verkümmert war.
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Als er sich wieder aufgerappelt hatte und in den Norden zurückkehrte wurde er eingezogen
um gegen die Zentauren zu kämpfen. Er lernte einen Mann namens Markward kennen, mit dem er sich anfreundete. Diese Freundschaft war liebevoll, aufrichtig und leider kurz, denn Markward starb bei einem Unfall.
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Bernhard nahm die zerbrochene Klinge seines Freundes auf und band sie an ein Lederband, woraufhin er von einer mysteriösen Person mit Geweih träumte. Er schloss, dass der Kristall im Schwert magisch war und erkannte, dass er seine wilde Magie fokussierte.
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Nun ist Bernhard auf Reisen um seine Ziele anzugehen;
a. Die vier Fehdehandschuhe nach einem ehrenhaften Duell zurückgeben b. Seine Kräfte zu beherrschen lernen
c. Den Wald aus seinen Träumen finden
d. Seine Mutter finden und nach Hause bringen